Tele-Tandem
Mise en pratique dans les classes partenaires / Umsetzung in den Partnerklassen

Katja Eisenächer
"Tele-Tandem"- Auswertungstagung
Stuttgart, 10.-12. September 2004
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Inhaltsverzeichnis


 
 
5 Synthese (Expertenkommentare)

Eugen Egyptien zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der einzelnen Projekte. Die Motivation und das Engagement der Schüler und Lehrer seien förmlich greifbar. Die Frage sei nun, wie sich dies institutionell übertragen lässt. Die authentischen Kommunikationssituationen bezeichnete er als "große Chance" und ein "großes Plus". Es müsse geklärt werden, wie es gelingt, "Tele-Tandem"-Arbeit systematisch in die Alltagsarbeit anderer Schulen (hier: Sekundarstufe) einzubetten, wovon auch abhänge, in welchem Maße sie institutionell implementiert werden kann. "Tele-Tandem" könne einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Anteil des Fremdsprachen-Unterrichts leisten und möglicherweise eine neue Form des Lernens entstehen lassen (vgl. 1.7 Neuss / Châlons-en-Champagne), d.h. Synergie-Effekte bewirken, die für die Lernkultur einer Schule von Bedeutung sein können. E. Egyptien meinte, er könne sich durchaus vorstellen, dass der technische Aspekt des "Tele-Tandems" mehr potenzielle männliche Lerner für das Lernen von Fremdsprachen, insbesondere Französisch, begeistern könnte.

Jean-Georges Kuhn hebt das Zusammenspiel zwischen "Tele-Tandem" und traditionellen Lernvorgängen hervor. "Tele-Tandem"-Sitzungen seien "mitteilungsbezogen", der traditionelle Unterricht "sprachbezogen". Während der "Tele-Tandem"-Sitzungen sollte die traditionelle Spracharbeit allerdings in den Hintergrund treten, denn es ginge um kommunikative Zielsetzungen. Die Partner treten in echte Kommunikationssituationen ein, die das Bedürfnis nach Kommunikation und Verstehen entstehen und wachsen lassen. Dabei griffen die Sprecher auf während des traditionellen Unterrichts erworbene (Sprach-)Kenntnisse zurück und würden diese verinnerlichen ("Ils s’approprient les contenus linguistiques qui leur ont été apportés par les cours traditionnels").

Théophile Wolff verglich die "Tele-Tandem"-Arbeit mit einem Regenbogen: So wie dieser nur durch das Zusammenspiel verschiedener Farben wirkt, sind auch für ein erfolgreiches "Tele-Tandem" mehrere Elemente nötig, z.B. die neuen Medien und authentische Kommunikationssituationen, wodurch die für das Sprachenlernen nötige Motivation geschaffen wird. Es bliebe allerdings zu klären, so T. Wolff, was geschehen würde, wenn die physische Begegnung an einem Drittort stattfände, ob "Tele-Tandem" für die Schüler auch außerhalb der Unterrichtsstunden von Interesse wäre und ob die Aktivitäten auch außerhalb eines institutionellen Rahmens auf andere Bereiche übergreifen würden. Genauer untersucht werden muss auch, welchen Einfluss der Kontakt der Partner über Internet bzw. während der Begegnung auf das Bild hat, dass man sich von "der anderen Seite (Land + Bewohner) macht. Fazit sei, dass diese Form der Pädagogik alltäglich werden muss, wobei sich noch herausstellen wird, was geschieht, wenn der Reiz des Neuen in Routine übergeht.

Nach Meinung Martina Wörners ist durch das "Tele-Tandem"-Projekt bewiesen worden, dass Lernerautonomie, d.h. selbstorganisiertes Lernen, bei Grundschulkindern funktionieren kann. Es sei nun wichtig festzustellen, welche Bedeutung interkulturelles Lernen für jüngere Lerner hat und wie die dazugehörigen Lernprozesse in Bezug auf Inhalte und Ziele beschaffen sein sollten. Auch müsse untersucht werden, wodurch das Kulturverständnis in dieser Altersgruppe charakterisiert ist und wie auf die entsprechenden Wahrnehmungen Einfluss genommen werden kann.

Auch Anne Dussap hob die Bedeutung der neuen pädagogischen Praktiken hervor und betonte wie wichtig es sei, dass diese in Zukunft in der Praxis verankert bleiben. Die Ergebnisse des "Tele-Tandem"-Projekts seien bemerkenswert, wenn man bedenke, "dass dies alles in eineinhalb Jahren geschehen ist". Bei der Weiterführung käme es darauf an, sowohl die Bedürfnisse der Lerner als auch der Lehrer einzubeziehen.

Irmi Baumann betonte, dass "Tele-Tandem"-Arbeit die traditionelle Tandemarbeit nicht ersetzen kann. Die Tandemarbeit und das "Tele-Tandem"-Projekt seien miteinander verwoben, d.h. es sollen Synergieeffekte erzielt werden. Durch den stärkeren Prozesscharakter des Projekts und die frühen Begegnungen der Partner verändere sich einerseits unabhängig von den Inhalten (Geschichte, Französisch, etc.) die persönliche Lebenswelt des Tandems, andererseits "spontan und stückchenweise" aber auch die der Lehrer, Eltern, Dorfgemeinschaft, etc. Ihr Ziel sei es nicht, ein absolutes System für das Sprachenlernen, sondern einen "bestimmten Umgang mit Technik" zu vermitteln. Das beträfe auch die jeweiligen Lehrer-Tandems, wobei sie allen Beteiligten ein großes Lob für Improvisation und spontanes Reagieren aussprach.
"Tele-Tandem" berge zudem die große Chance, Begriffe wie "Nähe" und "Distanz" neu zu definieren. Geografische Nähe könne, wie im Fall Iffezheim / Bischwiller, manchmal große (kulturelle) Distanz bedeuten. Aus großer geografischer Distanz dagegen könne durch das Internet Nähe werden (z.B. Baden-Baden / Guéret). Zudem ließe sich durch das Projekt eine Lernerautonomie entwickeln, die auf andere Bereiche, z.B. Technik, übertragbar sei.

Albert Raasch zeigte sich beeindruckt von der Solidarität, von der die Vorträge der jeweiligen Lehrer-Tandems aber auch die Tagungsgruppe selbst zeugte. Es ginge nun darum, ein "Argumentarium" für die Weiterarbeit der Gruppe und darüber hinaus zu finden. Er kündigte an, Bernadette Bricaud ein Dokument mit entsprechenden Ideen und Vorschlägen zukommen zu lassen.

 
 

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