Tele-Tandem
Documents liés au projet / Texte in Zusammenhang mit dem Projekt
Heidemarie Sarter
« Lernziele des Fremdsprachenunterrichts in der
Grundschule in Frankreich und Deutschland »
Sommaire

 
 
1.2. Fremdsprachenunterricht im cycle des approfondissements

Im letzten Zyklus der Primarschule ist auch der fremdsprachenbezogene Lehrplan in wesentlich stärkerem Maße auf Feinlernziele orientiert. Als allgemeine Lernziele sind zum Einen gesicherte Sprachkompetenzen, die ihren gezielten Einsatz in einer begrenzten Anzahl von kindgerechten Kommunikationssituationen erlauben, anzustreben. Diese sind gleichzeitig zu verstehen als ein Beitrag zum Aufbau genauer zielsprachlicher Kenntnisse in den Bereichen Kommunikationsrituale, Lexik, Syntax und Morphologie der Zielsprache und -kultur. Zum Anderen sollen die Schüler und Schülerinnen Kenntnisse über Lebensweisen und Kultur des Zielsprachenlandes erwerben und die interkulturelle Begegnung als persönliche Bereicherung für jeden Einzelnen entdecken.

Der zeitliche Rahmen des fremdsprachlichen Unterrichts erhöht sich auf zweimal 45 Minuten wöchentlich für den methodischen Lehrgang; hinzu kommen zielsprachige Aktivitäten, die über die ganze Woche verteilt sind und zur Wiederholung und als Sprachbad dienen. Diese Aktivitäten werden vom Conseil des maîtres beschlossen und dürfen 30 Minuten in der Woche nicht übersteigen. Für die Leistungskontrolle und -beobachtung gelten die gleichen Vorgaben wie auch für den cycle des apprentissages fondamentaux.
Angestrebtes Lernziel für das Ende des Zyklus - und damit für das Ende der Grundschule - ist das Niveau A1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

Die Programmatik des Fremdsprachenunterrichts in diesem Zyklus heißt „Kommunikationsorientiertes Lernen“. Dies bedeutet im Einzelnen, dass jede Unterrichtssequenz direkten Sinn für die Schüler/-innen haben, ihre aktive Beteiligung hervorrufen, die Interaktion und gegenseitige Hilfe in der Gruppe begünstigen und das gegenseitige Zuhören fördern soll. Es bedeutet die Verwendung der Fremdsprache in allen Situationen, die dies zulassen (ritualisierte Vorgänge, einfache Aktivitäten in allen anderen Fächern...). Vorrang hat dabei das Mündliche (Verständnis und Ausdruck) vor dem Schriftlichen. Die Sprachproduktionen der Schüler/-innen werden durchgängig korrigiert, ohne dass dies jedoch negative Auswirkungen auf ihren Wille zum und ihre Freude beim Sprachenlernen haben darf. Die Aktivitäten werden jeweils auf der der Grundlage festgeschriebener Lernziele geplant, die bis zum Ende des Zyklus erreicht sein müssen.

Die Schüler/-innen werden nach und nach dazu befähigt, sich vorzustellen und von sich selbst zu erzählen: ihren Namen, ihr Alter, ihr Geburtsdatum und ihre Adresse anzugeben, von ihrer Familie und ihren Freunden zu erzählen, zu sagen, was sie besitzen, was sie fühlen (Freude, Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerz). Sie lernen, in der Zielsprache von ihrer Umgebung zu berichten: eine Person zu benennen oder einen Gegenstand zu bezeichnen, Datum und Uhrzeit anzugeben, vom Wetter zu sprechen, über Nahrungsmittel zu sprechen, Dinge zu beschreiben (Größe, Farben, Intensität), zu sagen, wo sich jemand oder etwas befindet; eine einfache Reihenfolge wiederzu-geben. Darüber hinaus sind sie in der Lage, einige einfache soziale Interaktionen zu vollziehen: jdn. zu begrüßen, sich zu verabschieden, jdm. zu danken, sich zu entschuldigen, Glückwünsche zum Geburtstag auszusprechen, jdn. zu beglückwünschen, jdn. einzuladen... Sie werden in die Lage versetzt, sich mündlich am Klassengeschehen zu beteiligen: zu sagen, was sie wissen bzw. nicht wissen, um Wiederholung zu bitten, zu sagen, dass sie etwas nicht verstanden haben, ihre Zustimmung oder Missbilligung auszudrücken, die Aufmerksamkeit der Schulkamerad/inn/en oder der Lehrkraft auf sich zu ziehen; etwas vorzuschlagen, zu akzeptieren oder zu verweigern, zu sagen, was sie mögen und was nicht, eine persönliche Stellungnahme abzugeben. Dabei haben die Sprachrezeption, das Sprachverständnis also, einerseits und die jeweils eigene Sprachproduktion andererseits, d.h. die Formulierung einfacher Fragen, das Verfassen von Antworten und das Wortergreifen durch die Schüler/-innen selbst, für die Beurteilung der fremdsprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten gleiche Relevanz.

Zur Vermittlung dieser Lernziele hat im cycle des approfondissements die regelmäßige und methodische Einübung einen großen Stellenwert. Die Fähigkeit zum Verständnis und zum eigenen Ausdruck wird demnach konsequent und mit Progression geschult, und zwar in den Bereichen

* Hören und Verstehen,

* Mündlicher Ausdruck,

* Lesen und Verstehen,

* Schriftlicher Ausdruck.

Im Fertigkeitsbereich „Hören und Verstehen“ geht es auf der einen Seite um Hörwahrnehmungsfähigkeiten, die geschult werden: die wichtigsten Intonationsschemata, Wort- und Satzakzent sollen vertraut werden, die Phoneme sind zu erkennen und gegenüber Nachbarphonemen abzugrenzen. Insgesamt geht es auch um eine Schulung des auditiven Kurz- und Langzeitgedächtnisses.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Aufbau von Textverständnis. Dieses wird über das bewusste Wiedererkennen ‘transparenter’ Wörter angegangen und über den Situationsbezug, in dem wesentliche Informationen einer vertrauten und vorhersehbaren Situation herausgearbeitet werden. Das Textverständnis wird auch dadurch mit hergestellt, dass die Schüler/-innen lernen, die Betonung als inhaltliches Kritierium zu erkennen (und selbst zu verwenden) und - anders als im Französischen - von betonten Wörtern auszugehen, um das Wesentliche zu verstehen, sie sollen lernen, den Aufbau des Textverständnisses dadurch zu unterstützen, dass Gefühle über Intonation erschlossen werden. Es wird darauf hingearbeitet, den funktionalen Wert von wiederkehrenden Äußerungen in Dialogen zu erkennen und den chronologischen Ablauf in einem Bericht oder einem Dialog zu rekonstruieren, die logische Folge von Ursache und Wirkung zu erkennen und nicht zuletzt einen Bericht auf der Grundlage der Kenntnis des Gegenstandes oder der Situation zu antizipieren.

Bei der Schulung des mündlichen Ausdruckes geht es im Bereich der Reproduktion darum, Äußerungen mit korrekter Intonation und Akzentuierung und richtiger Aussprache zu reproduzieren. Dazu gehört auch, festgefügte Wendungen situationsgerecht zu verwenden, also die Fähigkeit zur Mobilisierung von Äußerungen, die der Situation und dem Gesprächspartner angemessen sind, aus einer Reihe ritualisierter Interaktionen heraus; es bedeutet, mit seinem Gesprächspartner unter Verwendung von einfachen und geläufigen Höflichkeitsformeln zielsprachlich zu kooperieren.

Im Bereich der eigenständigen Produktion geht es darum, bekannte Äußerungen durch Veränderung einiger Elemente und mit korrekter Verwendung der Morphosyntax zu personalisieren. Es soll gelernt werden, Gefühle mit Hilfe spezifischer ‘Markierer’ oder durch angebrachte Intonation auszudrücken. Darüber hinaus sollen die Schüler und Schülerinnen in vermehrtem Maße dazu gebracht werden, einfache Äußerungen (Aussage, Frage, Ausruf) durch die Verwendung einfacher Verbindungsglieder komplexer zu gestalten.

Die Schulung des Leseverständnisses setzt an am Wiedererkennen einzelner bekannter Wörter in einer Äußerung. Ebenso soll geübt werden, ‘transparente’ Wörter wiederzuerkennen und sie lesen zu können. Außerdem geht es darum, einen schriftlich vorliegenden Text mit richtiger Intonation und Akzentuierung (vor)lesen zu können. Dies beinhaltet die fortschreitende Beherrschung der Graphie-Phonie-Relation. Die zu lesenden kurzen Texte sollen unter Bezug auf bekannte Wörter oder Gruppen von Wörtern korrekt segmentiert werden können. Es soll nicht nur das visuelle Gedächtnis geschult werden, sondern auch die Fähigkeit entwickelt werden, eine zielsprachliche Äußerung auf der Grundlage der Kenntnis des Gegenstandes oder ausgehend vom Kontext antizipierend vervollständigen.

Im Bereich des schriftlichen Ausdrucks geht es zunächst um die Reproduktion kurzer Texte, die abzuschreiben sind. Es geht aber dann auch um die Anfänge eigenständiger Textproduktion in der Zielsprache. So sollen die Schüler und Schülerinnen - wie im Mündlichen - lernen, einen kurzen Text durch leichte Veränderungen zu personalisieren, Sätze nach einem Modell zu formen bzw. formulieren und zu schreiben und entsprechend zu verändern. Aufgabe ist aber auch zu lernen diese geschriebenen Äußerungen mit Hilfe von einfachen Verbindungswörtern komplexer zu gestalten.
Um insgesamt die Sprachbeherrschung (maîtrise du langage) zu stärken, ist die Reflexion über Sprache, über das Funktionieren von Sprache und Sprachen und unterschiedliche Aspekte ihrer jeweiligen Eigenständigkeit vorgesehen. Auf diese Weise soll Distanz zu Sprache - auch zur französischen - geschaffen werden.

Die anderskulturellen Gegebenheiten sollen die Schüler und Schülerinnen ausgehend von ihrer Erfahrungswelt (Leben in der Familie, Wohnen, Schule, Freunde und Freizeit, bekannte Tiere, Jahresablauf (Geburtstag, Feste) entdecken. Als wichtige Elemente dazu werden Folklore und das Anknüpfen an Personen aus Märchen und Legenden vorgegeben. Landes-/regionalspezische kulturelle Gegebenheiten sollen in enger Verbindung mit den Lernzielen in Geschichte, Geographie und Kunst erarbeitet werden. Dies alles soll geschehen unter vorrangigem Einsatz von (audio)visuellem Material.

Die angestrebte internationale Dimension des Fremdsprachenlernens soll realisiert werden über Kontakte zu ausländischen Schulen, über das Internet und e-mail und weiteres audio-visuelles Material. Aber auch Muttersprachler von außerhalb der Schule können in die Lern- und Erkenntnisprozesse eingebunden werden. Zielsetzung dieser internationalen Dimension ist ebenfalls, zum Aufbau von breiten Kenntnissen über die Lebensweisen und Kulturen in den jeweiligen Ländern beizutragen.

Im Programme des langues étrangères... sind die kulturspezifischen Inhalte im Einzelnen aufgeführt (cf. für Deutsch die Seiten 64f). Sie unterteilen sich in drei große Bereiche: Alltagsleben, kulturspezifisches Umfeld und geographisches und sozio-ökonomisches Umfeld. Insbesondere der letzte Bereich ist im dritten Zyklus zu behandeln. Er umfasst folgende Lernziele: Situierung der deutschsprachigen Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz und Lichtenstein) auf einer Europakarte; die wichtigen Landschaftstypen in den deutschsprachigen Ländern, die angrenzenden Meere, die großen Ströme und die Gebirge; die Charakteristika der Flaggen der Länder; die vier Hauptstädte und Namen weiterer Großstädte; bekannte Automobilmarken (Audi, BMW, Mercedes, Opel, Porsche, Volkswagen); LES PLAQUES MINERALOGIQUES; die föderale Struktur Deutschlands und Österreichs; Wichtigkeit Deutschlands als ökonomischer Faktor in Europa, insbesondere wegen seiner Industrie, als Beispiel wird die Branche der elektrischen Haushaltsgeräte genannt (Bosch, Miele, Siemens).

In den beiden anderen Bereichen sollen im cycle des approfondissements über die vorhergehenden Zyklus bereits erworbenen Kenntnisse (s.o.) entscheidende Ausweitungen und Vertiefungen hinzukommen. Für die Rubrik „Alltagsleben“ kommt das Themengebiet „Das Haus“ hinzu. Beispielhaft werden folgende drei Stichworte genannt: gemütlich, Fensterbilder und Vogelsilhouetten (- es werden jeweils die deutschen Worte verwendet), keine VOLETS in einigen Regionen. Hinsichtlich des Tagesablaufs sollen folgende Themenstellungen behandelt werden: der Nachmittag ohne Schule, Wichtigkeit musischer und sportlicher Aktivitäten und des Bastelns. Spezifisch auf die Schule bezogen geht es um den Unterschied zwischen école maternelle und Kindergarten; Beginn der Schulpflicht mit sechs oder sieben (Stichtag 31.7.); Dauer und Aufbau der Grundschule und die dort unterrichteten Fächer mit zu vermittelnden Einzelheiten, wie die Bezeichnungen der Noten in der Musik, mécanismes operatoires, fréquence des activites manipulatoires. Es soll aber auch auf die grundlegenden Lernziele eingegangen werden, wie die Wichtigkeit des sozialen Lernens und der Gruppe (am Beispiel von Wandertagen und Klassenfahrten), Achtung der Umwelt (Mülltrennung in den Schulen, Aktionen „Wir säubern den Wald“ und Aktivitäten zu Gunsten von Entwicklungsländern. Hinzu kommt außerdem der Aspekt der Entwicklung der Autonomie der Schüler und Schülerinnen am Beispiel von Freiarbeit, Gruppenarbeit, Verkehrserziehung und Schülerlotsen. (Hinsichtlich der Umsetzung gerade der letztgenannten Aspekte wird allerdings wenig ausgeführt.)

Der Teilbereich „Kulturspezifisches Umfeld“ soll die bereits vorhandenen Kenntnisse um folgende Themenbereiche erweitern: Radfahrwege (dies unter Hinweis auf Fahrräder mit Rücktrittbremse), Transportmittel - auch hier findet sich -wie bei den Automarken und den Haushaltsgeräte-Firmen eine starke Orientierung an bekannten Namen: Deutsche Bahn und Lufthansa. Es werden aber auch S- und U-Bahn genannt. - Das Spektrum der behandelten Feste soll ergänzt werden durch den Tag der Einheit. Im Bereich der mehr literarisch ausgerichteten Aspekte werden zusätzlich zu den bereits behandelten Märchen und Geschichten die folgenden genannt: Die Bremer Stadtmusikanten, Hans im Glück, Frau Holle, Der Rattenfänger von Hameln, Till Eulenspiegel, Wilhelm Tell, Münchhausen, Max und Moritz, der Struwwelpeter, Pipi Langstrumpf und Heidi. Darüber hinaus sollen die Kinder berühmte Personen aus dem Bereich der Musik (Mozart, Beethoven, Bach, Schubert, Strauß) und der Malerei (Kandinsky, Klee) und Erfinder (Gutenberg, Diesel, Röntgen) kennenlernen.

Es werden am Ende des Lehrplans die Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammenfassend dargesellt, die das Niveau A1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen charakterisieren und die, wie bereits ausgeführt wurde, Zielsetzungen des fremdsprachlichen Unterrichts in der Primarschule in Frankreich sind.


Abb. 5

Kommunikative Kompetenzen auf dem Niveau A1
des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen

Verstehen Hören kann einfache mündliche Äußerungen über sich selbst, seine Familie und seine direkte Umgebung verstehen, wenn langsam und deutlich gesprochen wird
Lesen kann bekannte Elemente und sehr einfache Sätze wiedererkennen, z. B. in Anzeigen, Plakaten oder Katalogen
Sprechen sich an einem Gespräch beteiligen kann in einfacher Weise kommunizieren, vorausgesetzt, der Gesprächspartner ist zu Wiederholung und Umformulierung seiner Sätze bereit oder bereit, langsamer zu sprechen und willens, dem Lerner zu helfen, das von ihm Gewünschte zu formulieren; kann einfache Fragen über Bekanntes stellen oder über dringende Wünsche und kann auf ebensolche Fragen antworten
sich mündlich im Zusammenhang ausdrücken kann Ausdrücke und einfache Sätze verwenden, um seine Wohnung und Menschen, die er/sie kennt, zu beschreiben; kann eine kurze Sequenz in der Vergangenheit erzählen
Schreiben kann eine einfache e-mail schreiben, eine kurze Postkarte, z. B. aus den Ferien; kann einen sehr einfachen Fragebogen über sich ausfüllen
hat verstanden und beherrscht sprachliche Kenntnisse:
(unter Bezug auf die im Anhang zum Programme... vorgenommenen einzelsprachlichen Konkretisierungen)
* einige gebräuchliche Kommunikationsformeln, die den o.g. Kommunikationsfunktionen entsprechen
* Syntax und Morphosyntax
* Lexik
reflektierte Sprachbeobachtungen * syntaktische Ordnung in einfachen Aussage- und Fragesätzen
* die grundlegenden Mittel der Äußerung
* Gegensatz von Einzahl und Mehrzahl
* die sprachlichen Mittel zum Ausdruck von Gegebenheiten in der Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft
* sprachliche Mittel zum Ausdruck des Ortes
kulturelle Gegebenheiten * die kulturellen Verhaltensweisen in den interpersonalen Beziehungen in Verbindung mit den in den Lernzielen vorgesehenen Kommunikationsfunktionen
* der Schulalltag eines Gleichaltrigen im anderen Land
* Ablauf des Jahres und des Schuljahres mit den bedeutesten Ereignissen
* Folklore, Personen aus Märchen und Legenden der betreffenden Länder/Regionen
* einige spezifische kulturelle Kenntnisse über die Zielländer/-regionen
(cf. Erlass vom 25.1.2002, S. 78)
 
 

retour Sommaire suite