Tele-Tandem
Évaluation / Auswertung 2002-2004

Tele-Tandem
Auswertung des DFJW-Projekts
2002 – 2004
Inhaltsverzeichnis


 
 
Schlussfolgerungen

Spracharbeit ist im Rahmen von Begegnungen sehr sinnvoll, da man mit einem Partner aus dem Nachbarland kommunizieren kann. Tele-Tandem ermöglicht es, die Partnersprache in einer authentischen Kommunikationssituation zu erlernen und stellt den Spracherwerb gleichzeitig in den Kontext einer konkreten kulturellen Wirklichkeit.

Die Klasse öffnet sich der Welt und errichtet einen neuen deutsch-französischen Lernraum für zwei Partnerklassen. In diesem Raum findet ein Teil des Austauschs über die IKT statt. Die neuen Kommunikationstechniken sind eine starke symbolische Verbindung mit den Partnern und gleichzeitig ein Mittel, um deren (authentischer) Sprache und Wirklichkeit näher zu kommen. Die IKT werden als Kommunikationswerkzeug eingesetzt und sind keinesfalls Selbstzweck.

Tele-Tandem erfordert einen spezifischen pädagogischen Ansatz, der sich zum einen von der Begegnungspädagogik und der Projektarbeit inspirieren lässt und zum anderen eine Sprachendidaktik der Begegnungssituationen und eine Didaktik des IT-gestützten Unterrichts einsetzt. Diese Unterrichtsmethode ist zum Teil Ergebnis der Gegenüberstellung und der Abstimmung deutscher und französischer Methoden und insofern ein interkultureller Prozess. Die Umdeutung des Lernraumes, insbesondere weil sich die Klasse einer Partnerklasse öffnet, hat zur Folge, dass sich das berufliche Selbstverständnis der Lehrer und ihre Unterrichtsmethoden dergestalt weiter entwickeln, dass gleichzeitig die interkulturelle Dimension, die Verschiedenheit der Situationen und der Lernorte, die Anforderungen des Projekts, die Vorkenntnisse der Schüler, die spezifische Art der Kommunikation und des Lernens über Internet, die Unterschiedlichkeit der pädagogischen Ansätze, die Änderungen des Zugangs zum Wissen, die Besonderheit der Begegnung als Lernsituation etc. berücksichtigt werden.

Die gesammelten Erfahrungen zeigen neue methodische und didaktische Richtungen. Es muss noch einmal herausgestrichen werden, dass das gemeinsame Projekt das Schlüsselelement der Begegnung und Grund des Spracherwerbs ist: Kommunikation ist durch das Projekt unabdingbar, verschiedene Denkweise werden einander gegenübergestellt, die Partner bauen ein gemeinsames Wissen auf und definieren einen gemeinsamen Raum der Begegnung. Die Tandem-Methode (ob bei virtueller oder physischer Begegnung eingesetzt) gehört zu den wichtigsten Lernformen, da sie auf dem Austausch von Wissen und Können basiert und daher methodisch genau zu Schüleraustausch und Begegnungspädagogik passt. Gleichwohl muss in der Weiterentwicklung von Tele-Tandem zum einen das Projektvorhaben präziser definiert und zum anderen die didaktische Ausgestaltung der Tandem-Methode weiter entwickelt werden.

Die Erfahrungen und Beobachtungen zeigen, dass man die Rolle und den Beitrag der neuen Technologien im Projekt neu beschreiben kann:

- die Technik stellt eine wichtige, nicht nur symbolische Verbindung zwischen den beiden Klassen her: durch die IKT ist der Lernraum deutsch-französisch (die Partnerklasse ist in den Erwartungen der Kinder und der Lehrer, in ihrem Bewusstsein, in ihren Plänen und in ihren gemeinsamen Aktionen präsent),

- die Technik stellt eine reale Verbindung her und ermöglicht es den Schülern, miteinander in Kontakt zu treten, sich zu sehen und zu hören, sich kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das eine notwendige Voraussetzung ist, um voneinander lernen zu können (ein wichtiger Schritt, der immer vor dem Spracherwerb in einer Kommunikationssituation gemacht werden muss),

- die Technik bietet einen Zugang zu authentischem Sprachmaterial, das den Spracherwerb in Kommunikationssituationen stimuliert und die Entwicklung einer Kommunikationskompetenz fördert.

Die ersten beiden Punkte schienen zu Beginn des Projekts unterschätzt worden zu sein. Aus der Evaluation geht jedoch hervor, wie wichtig sie sind, weil sie dazu beitragen, einen gemeinsamen Raum zu konstruieren und weil sie die Didaktik des Sprachenlernens in Begegnungssituationen unterstützen, denn das Vertrauen in den Anderen ist die Voraussetzung für partnerschaftliches Voneinander-Lernen.

Die Evaluation zeigt auch, wie wichtig es ist, den interkulturellen Lernprozess entsprechend dem Alter und der Reife der Schüler zu begleiten und die Lehrer stärker mit der interkulturellen Pädagogik vertraut zu machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Testjahre die Anfangshypothese, dass Schüler durch eine Schulpartnerschaft zum Lernen der Partnersprache motiviert werden können, bestätigen. Positive Effekte sind bei den am Tele-Tandem-Projekt beteiligten Schulen schon zu verzeichnen: die Zahl der Schüler, die sich für die Partnersprache interessieren, steigt; die meisten Schüler, die 2003/2004 am Projekt teilgenommen haben, lernen die Partnersprache weiter. Um jedoch nicht in einer ersten Phase der Begeisterung für eine innovative Methode des Sprachenlernens stehen zu bleiben, muss zum einen die Methode weiter entwickelt und präzisiert werden und zum anderen muss sich die Motivation der Schüler (und der Eltern) auf die institutionellen Vertreter übertragen.

 
 

zurück Inhaltsverzeichnis weiter