Tele-Tandem
Évaluation / Auswertung 2002-2004

Tele-Tandem
Auswertung des DFJW-Projekts
2002 – 2004
Inhaltsverzeichnis


 
 
II. Erste Erkenntnisse und didaktische Weiterentwicklung

3. Die Didaktik des Fremdsprachenunterrichts

Der Spracherwerb der Kinder

Wenn man die Kinder fragt, was ihnen diese neue Form des „Unterrichts“ gebracht hat, sagen sie, dass sie die Sprache nicht „gelernt“ haben. Stellt man diese Frage nach einer Woche der Begegnung, behaupten sie, bestenfalls ein bis zwei Wörter gelernt zu haben.... Und dennoch können sie nach der Begegnung in der Fremdsprache singen, einen Wunsch äußern, einen Rat geben, sich auf einfache Art und Weise mit ihrem Partner austauschen. Die subjektive Wahrnehmung der Schüler hinsichtlich ihrer sprachlichen Fortschritte ist also nicht realistisch. Außerdem stellt man fest, dass ihre Aussprache im allgemeinen besser ist als die von Kindern mit vergleichbaren Sprachkenntnissen.

Eine saubere Analyse, wie sich der Spracherwerb in der authentischen Kommunikationssituation vollzieht, können wir mit dem vorhandenen Datenmaterial leider nicht durchführen. Es ist jedoch klar, dass Spracherwerb stattfindet, und dass darüber hinaus auch die Kompetenz erworben wird, mit einem fremdsprachlichen Partner zu kommunizieren. Frühere Arbeiten (Projekt Bielefeld) haben schon gezeigt, dass es sehr schwierig ist, die natürliche Kommunikation von Kindern während einer Begegnung zu erfassen und den Sprachinhalt und die Lernprozesse zu diagnostizieren. Man kann aber feststellen, dass sich die Kinder – wenn es eine Entwicklung gegeben hat (wovon auszugehen ist, da sie sich am Ende des Aufenthalts in der Fremdsprache ausdrücken) – ihres Lernprozesses nicht bewusst sind. Im nächsten Schuljahr werden die Lehrer ein Instrumentarium zur Verfügung gestellt bekommen, mit dessen Hilfe sie die natürliche Kommunikation während der virtuellen und der physischen Begegnungen beobachten können (http://www.ofaj.org/paed/langue/al11.html: Formular für die Beobachtung, Analyse von Kommunikationssituationen, Aufspüren von Blockaden).

Zu der Schwierigkeit, den Spracherwerb in der Begegnungssituation zu diagnostizieren, kommt ein weiterer Faktor hinzu: der Lehrer kann die Fortschritte nicht an einer vorher festgelegten Progression messen, da das lexikalische und syntaktische Feld durch die kommunikativen Anforderungen des Projekts definiert ist. Insofern ist die übliche Vorstellung einer Progression mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad in Frage gestellt. Außerdem lernen die Kinder vieles ohne den Lehrer direkt von ihrem Partner, so dass der Lehrer keine Kontrolle darüber hat.

Da der Lernprozess der Kinder im Tandem nicht vollkommen gesteuert werden kann und da eine Lernprogression nicht (im Vorhinein) festgelegt werden kann, ist es schwierig, eine adäquate Didaktik zu wählen.

 
 

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