Tele-Tandem
Évaluation / Auswertung 2002-2004

Tele-Tandem
Auswertung des DFJW-Projekts
2002 – 2004
Inhaltsverzeichnis


 
 
II. Erste Erkenntnisse und didaktische Weiterentwicklung

4. Soziale Lerninhalte, interkulturelle Lerninhalte

Soziale Lerninhalte

Tele-Tandem sieht sehr unterschiedliche Lern- und Interaktionsformen vor, nämlich einen traditionellen Sprachunterricht, Tandem-Arbeit, Recherchen im Internet (allein oder in der Gruppe), Tele-Lernen mit einem Partner (zu zweit oder in der Kleingruppe), Kontakt über Internet mit einem Spezialisten oder mit dem Partner-Lehrer... Außerdem werden auch Lernorte und –situationen außerhalb der Schule einbezogen. Zum Beispiel findet autonomes Lernen mit dem Partner in der Familie, auf der Straße, im Schulhof, in der Stadt usw. statt. Diese unterschiedlichen Interaktionsformen, die eine Vielfalt des Lernens ermöglichen, sowie die unterschiedlichen Rollen des Schülers (er ist Schüler, Tandem-Lehrer, Partner, Gast, „Botschafter seines Landes“) erhöhen die Attraktivität des Programms, steigern die Motivation und unterstützen den Erwerb neuer Sozialkompetenz. Dazu zählt u.a.:

- den eigenen Standpunkt darstellen, diskutieren, seine Meinung äußern, etwas gemeinsam aushandeln und zu einer Gruppenentscheidung kommen

- gemeinsam Strategien entwickeln, um eine Lösung für technische Probleme zu finden

- sich gegenseitig helfen, um Strategien für die Kommunikation mit den Partnern zu entwickeln

- lernen, sich an Erwachsene außerhalb des schulischen Kontexts zu wenden, Öffnung hin zu Außenwelt

- Verantwortung in einer Situation übernehmen, in der es anders als in Lernsituationen um die Realität geht

- Lernerautonomie entwickeln

- in konkreten, gelebten Situationen Lernstrategien entwickeln können

- Erwachsenen oder offiziellen Repräsentanten das Projekt vorstellen und begründen können

- mit dem Partner über verschiedene Medien kommunizieren.

Neue Kompetenzen werden auch durch das Lernen im Tandem erworben, v.a. weil der Schüler auch die Rolle des Lehrenden übernehmen muss:

- sich verständlich in seiner Muttersprache ausdrücken können: langsam und deutlich sprechen, wiederholen, auf außersprachliche Kommunikationshilfen zurückgreifen (Pantomime, zeichnen, etwas zeigen etc.)

- Wörter finden, die in beiden Sprachen verständlich sind, Wörter und syntaktische Strukturen herausfinden, die für den Anderen einfach sind, sich darüber klar werden, welche Schwierigkeiten ein anderer mit meiner Muttersprache hat

- sich mit wenig Wörtern ausdrücken können

- die Probleme des Partners verstehen und ihm helfen, sie zu überwinden

- herausfinden, was ihm beim Lernen helfen können

- seine eigene Sprache und Kultur erklären können

- dem Partner Mut machen

- Fehler des Partners durchgehen lassen oder korrigieren

- geduldig und tolerant sein, den anderen machen lassen, nicht seine Aufgabe übernehmen.

In der Tandem-Arbeit ist der Schüler abwechselnd lernender und lehrender Schüler. Das Verhältnis der Partner muss ausgewogen sein. Man muss sich seine eigene Sprache bewußt machen und aktiv den Lernprozess des Partner leiten. Diese Situation verlangt ein Umdenken der bisherigen Vorstellung von Lernen. Zudem stellen die am Programm beteiligten Lehrer fest, dass die Schüler gelernt haben, autonomer zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Sie seien auch reifer geworden - und dies nicht nur in Bezug auf den Sprachunterricht.

 
 

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