Tele-Tandem
Évaluation / Auswertung 2002-2004

Tele-Tandem
Auswertung des DFJW-Projekts
2002 – 2004
Inhaltsverzeichnis


 
 
III. Grenzen und Stärken von Tele-Tandem

1. Erschwernisse und Grenzen bei der Verwirklichung des Projekts

Tele-Tandem ist ein sehr ehrgeiziges Projekt mit bestimmten technischen und pädagogischen Voraussetzungen, die nicht immer gleichermaßen erfüllt werden. Außerdem erfordert das Projekt – gerade weil es innovativ ist und neue Perspektiven der Pädagogik eröffnen soll – ein besonderes Engagement der Lehrer und vom DFJW eine institutionelle, administrative, finanzielle und pädagogische Betreuung.

Folgende Erschwernisse zeichneten sich bei den Erfahrungen der letzten beiden Jahre ab:

Die Technik:

- Die technischen Anforderungen sind hoch, insbesondere die Ausstattung der Grundschulen ist oft nicht ausreichend.

- Manchmal ist es schwer, eine Internet-Verbindung herzustellen. Probleme ergeben sich durch die Netzwerke in den Schulen und deren Sicherheitssysteme (Firewall, Virenschutzprogramme, Filter für bestimmte Websites).

- Die Verbindung ist unregelmäßig und nicht sehr stabil, bei einigen Tele-Tandem-Einheiten läßt sich überhaupt keine Verbindung herstellen.

- Die Verbindung ist mangelhaft: z.B. kein Ton oder unscharfes Bild.

- Nicht immer kann man technische Unterstützung bekommen.

Für diese technischen Probleme finden die meisten Lehrer (unterschiedliche) Lösungen: mal ergänzt das Telefon das Bild, ein anderes Mal baut man mit einem Einzelrechner die Verbindung auf, um so die Probleme mit dem Netzwerk zu umgehen, und es kommt auch schon vor, dass der Lehrer die Kinder mit nach Hause nimmt und vom privaten PC aus eine Verbindung zu den Partnern herstellt. Auch hier zeigt sich wieder, wie engagiert die Lehrer sind und wie sie sich offenbar von der Motivation ihrer Schüler anstecken lassen.
Die Fortschritte, die die Technik in den letzten zwei Jahren gemacht hat, lassen indessen auf einfachere Lösungen bezüglich Software, Plattform etc. hoffen. Zudem werden die Lehrer durch ihre Ausbildung besser auf den Einsatz der neuen Medien vorbereitet sein. In diese Richtung geht in Frankreich auch das B2i-Programm (2. Stufe), das sukzessive in die Ausbildung alle Lehrer (der Grundschule wie der Sekundarstufen) aufgenommen wird.


Teamfähigkeit und Absprachen mit den Kollegen
Die am Tele-Tandem-Projekt beteiligten Lehrer müssen teamfähig sein. Sie müssen nicht nur ihre Unterrichtsmethoden aufeinander abstimmen und gemeinsame Inhalte organisieren, sie müssen auch mit ihren direkten Kollegen zusammenarbeiten (sie brauchen einen Kollegen, der sie bei den IKT unterstützt, müssen Stundenpläne wegen des Schüleraustauschs ändern lassen, etc.). Sie müssen für Akzeptanz sorgen, dass die Fremdsprache und das Schulprojekt einen höheren Platz im Leben der Schule einnimmt.


Organisation und Formalitäten
Plant man mit Kindern (oder gar mit Grundschülern) eine Reise ins Ausland, muss man einen großen Aufwand betreiben, um alle Formalitäten zu erledigen (Berechtigungen bei verschiedenen
(Schul-)Behörden einholen, Erlaubnis der Eltern einholen, die Eltern natürlich vorher ausführlich informieren, Anträge für Subventionen stellen, etc.) Da eine Auslandsreise für Grundschulen eher die Ausnahme ist, wissen die Behörden oft nicht recht über das procedere Bescheid. Die Lehrer müssen also mit den Behörden klar kommen, gleichzeitig kompetent das Projekt der Klasse entwerfen und natürlich den normalen Unterricht halten. Der Zeitaufwand ist also sehr hoch.


Institutionelle Schwierigkeiten auf lokaler Ebene
Zum Programm Tele-Tandem gehört die Entwicklung eines Projekts, das sich in ein Schulprojekt einbinden soll. Die am Programm beteiligten Lehrer sind aber nicht immer Schulleiter (einer Grundschule) – im Fall der Sekundarstufe sind sie oft „nur“ Sprachlehrer. So sind ihre Möglichkeiten, ein Schulprojekt auszuwählen, oft begrenzt. Es ist wichtig, hier zu erwähnen, dass man dem Projekt anfangs – wie bei jedem innovativen Programm – auf lokaler schulischer Ebene zurückhaltend gegenüber steht. Wie die beteiligten Lehrer bemerken, lassen sich Kollegen, Schulleiter und höhere Ebenen, wie z.B. Schulämter, erst dann vom Projekt überzeugen, wenn erste Erfolge sichtbar werden, z.B. die Motivationssteigerung und das Engagement der Schüler, ihr partnerschaftliches und engagiertes Verhalten im Unterricht, die Unterstützung der Eltern, die Erweiterung der IT-Ausstattung, die Verbesserung der Internet-Verbindungen, das positive Image der Schule, die ein innovatives Projekt ausprobiert.


Allgemein sinkendes Interesse für die Partnersprache

Mit dem sinkenden Interesse, deutsch bzw. französisch zu lernen, sinkt auch das Angebot die jeweilige Fremdsprache zu lernen oder weiter zu lernen. Oft haben Schüler, die die Partnersprache sehr gerne weiter lernen würden, kein entsprechendes schulisches Angebot in der Nähe. Sie müssen dann entweder in eine weiter entfernte Schule gehen oder einen volleren Stundenplan (mit 2 Fremdsprachen) in Kauf nehmen.

 
 

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